Karina Moebius | |||
Niemals ohne
Lippenstift |
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»Amoi
hob i an Seitensprung g’mocht!«, leitet die Tante ihre nächste
Geschichte ein und ich spitze sofort die Ohren. In der
damaligen Firma, in Wiener Neustadt, wurde am 31. Dezember, mittags,
eine kleine ›Vor-Silvester-Feier‹ abgehalten. Es gab Brötchen und Sekt
und alle langten kräftig zu. Die Tante ließ sich bald vom Kollegen
Joschi, der einen VW-Bus fuhr, nach Hause bringen. Nach einem
Zwischenstopp und Fortsetzung der Feierlichkeiten in Joschis Bett, nicht
weit weg von der Firma, ging es im VW-Bus weiter Richtung Wien. Da die
Straße vereist und Joschis Alkoholspiegel im Blut recht hoch war, ging
die Fahrt nicht lange gut. Das Fahrzeug rutschte, überschlug sich und
landete auf dem Dach im Acker längs der Landstraße. Elfie
hatte Glück im Unglück. Es schien, als sei sie vollkommen unverletzt
geblieben. Und so krabbelte sie vorsichtig aus dem Bus. Dem Joschi war
das Glück weniger hold, denn er hatte im Gesicht und am Kopf mehrere
Schnitt- und Platzwunden. Doch Gentleman, der Joschi nun einmal war,
galt seine größte Sorge Elfie, welche ja verheiratet war und deren Ruf
nun ernsthaft in Gefahr gekommen war. Während Elfie mit zerstörter
Frisur und zerrissenem Pelzmantel, in festlichen Lackschuhen, über den
verschneiten Acker zur Straße taumelte, hielt ein Auto mit Wiener
Kennzeichen am Straßenrand und der Fahrer fragte sogleich besorgt, ob er
irgendwie helfen könnte. Vom Joschi erhielt er sofort den Auftrag, die
Dame nach Wien zu mitzunehmen. Joschi wollte sich um alles Weitere
kümmern. Also fuhr Elfie in einem wildfremden Fahrzeug, mit einem
wildfremden Mann, abermals Richtung Wien. Natürlich wollte dieser von
ihr wissen, wie denn das passiert sei. »Frog‘n s’ ned!«, war alles, was
sie dazu sagen konnte. Die Aufregung des Unfalls ließ langsam nach und
plötzlich spürte Elfie jeden Knochen im Leib. Doch sie wollte nur nach
Hause und so brachte sie der freundliche Autofahrer, nicht, wie von ihm
wärmstens angeraten, ins Spital, sondern bis heim in die Wohnung. Er
hängte den ramponierten Pelzmantel auf einen Haken im Vorzimmer und half
Elfie auf das Sofa im Wohnzimmer. Nachdem er sich versichert hatte, dass
sie sonst nichts brauchte, verließ er die Wohnung und wurde nie wieder
gesehen. »Na
servas!« ich bin nicht sicher, ob ich lachen oder weinen soll. »Was hat
denn der Fritz dazu gesagt?« »Goar nix! Der hot mi nie g’frogt, wo i woar. Nau, er hot sich’s eh denken können! Oba da Silvester woar a vurbei an dem Tog!« ... |
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